Und die Mauern stürzten ein!

Fast jeder kennt die Geschichte vom Kampf um Jericho. Und mit ein klein wenig geistlicher Freiheit könnten wir sagen: Die Eroberung Jerichos bietet so manche Parallele zu unserem Leben als Gläubige an Jeschua (Jesus). Beispielsweise könnten wir sagen: Diese Stadtmauern sind wie Wälle in unserem Leben, die uns von einer umfassenderen „Besetzung“ des „Verheißenen Landes“ abhalten – also des überfließenden Lebens, dass wir als Kinder Gottes nach seiner Aufforderung in Besitz nehmen sollen. Wenn die Stadtmauern Jerichos indes Barrikaden repräsentieren, steht der Einsturz dieser Mauern für die wundersame Art, auf die Gott unsere Hindernisse niederreißen und uns den Sieg in die Hand geben kann.

Diese Stadtmauern sind wie Wälle in unserem Leben, die uns von einer umfassenderen „Besetzung“ des „Verheißenen Landes“ abhalten.

Jawohl, mit dem Sturz Jerichos ist beinahe jeder vertraut – oder besser gesagt: Mit dem Einsturz der Stadtmauern Jerichos ist jeder vertraut. Da wir dramatische Ereignisse von Natur aus als faszinierend empfinden, überrascht es nicht, dass uns die „wunder-vollen“ Bestandteile der Geschichte am deutlichsten im Gedächtnis haften bleiben. Aber die Schlacht von Jericho besteht nicht nur aus fallenden Ziegeln. Wir müssen uns auch in Erinnerung rufen, dass die Israeliten insgesamt sieben Tage lang um diese Mauern herummarschiert sind, bevor die Steine zu Boden stürzten.

Ich vermute mal: Wenn es nach uns ginge, wären wir nur zu glücklich mit einem „Platz auf dem Rücksitz“, während Gott fleißig Mauern auflöst, Wasserflächen teilt und Wachteln und Manna liefert. Aber so läuft es nicht immer. Recht häufig gefällt es Gott, gemeinsam mit uns zu arbeiten. Mit anderen Worten koppelt er seine Wunder an ziemlich viel „Marschieren“ unsererseits! Natürlich dürfen wir keinen Augenblick vergessen: Jeder Sieg gehört einzig und allein ihm, und das Ergebnis ruht stets unerschütterlich auf der Doppelsäule seiner Gnade und seiner Barmherzigkeit. Trotzdem müssen wir auch daran denken: Die Antwort des Glaubens besteht im Handeln. Gott hatte Josua und den Israeliten gesagt, dass die Mauern einstürzen würden. Als Reaktion auf diese Zusage seines Mundes erwartete er den Gehorsam unserer Füße.

Noch etwas kommt mir in den Sinn: Bei unserem Gehorsam gegenüber Gottes „Marschbefehl“ sollte es uns nicht überraschen, wenn wir am Ende für alle anderen rund um uns herum ziemlich töricht aussehen. Was meinen Sie – was haben die Verteidiger Jerichos wohl gedacht, als sie sahen, wie die Israeliten Tag für Tag mühsam um die Mauern herumzogen? Was auch immer ihnen sonst durch den Kopf geschossen sein mag, bestimmt dachten sie: „Diese Burschen sind nicht gerade besonders helle.“ Für derartige Gedanken hätten sie ja auch allen Grund gehabt. Sieben Tage lang in voller Kampfmontur um eine ummauerte Stadt herumzumarschieren, ist (menschlich gesprochen) nicht gerade die klügste Strategie. Das einzige Ergebnis einer solchen Taktik wäre in den allermeisten Fällen die völlige Übermüdung der Truppen.

Warum also lässt Gott uns manchmal „marschieren“, bis wir hundemüde sind – und ganz sicher, bis wir in den Augen der Ungläubigen töricht aussehen? Ich glaube, dadurch soll beim letztendlichen Sieg kein noch so geringer Zweifel daran verbleiben, dass dies nicht durch unsere Kraft, sondern durch den Geist des lebendigen Gottes geschehen ist (s. Sacharja 4,6). Ein weiterer Vers (nämlich 1. Korinther 1,27) sagt: „Das Törichte der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen.“

Gott will also sicherstellen, dass der Ruhm ihm allein zukommt. In Ordnung. Und als Reaktion auf seine Siegesverheißung erwartet er unseren Gehorsam. Gut, dann marschieren wir eben… aber sieben Tage lang? Das ist doch ganz schön viel „Marschiererei“!

Gott möchte, dass wir Tag für Tag in unserem mühseligen Alltagstrott und im Ausüben unserer routinemäßigen Aufgaben treu sind.

Hätte Gott die Mauern Jerichos denn nicht schon nach einem einzigen Marschtag einstürzen lassen können? Natürlich hätte er das. Aber er befahl den Isareliten, die Mauern insgesamt sieben Tage lang zu umrunden. Was auch immer sonst vielleicht noch zu diesen Märschen gehörte, mühselig waren sie ganz bestimmt!

Nicht selten ist auch der Dienst mühselig, den wir jeden Tag für den Herrn leisten. Da wünschen wir uns sehnlichst ein Wunder, um das Einerlei aufzuhellen – und vergessen, dass dem Wunder recht oft das ganz Weltlich-Profane vorausgeht. Gott möchte, dass wir Tag für Tag in unserem mühseligen Alltagstrott und im Ausüben unserer routinemäßigen Aufgaben treu sind. Und während wir Tag für Tag treu unsere Aufgaben erfüllen, dürfen wir ihm vertrauen: Er wird das Wirken unserer Hände ehren und stärken (ganz zu schweigen vom Marschieren unserer Füße).

Haben Sie sich für den Rücksitz entschieden? Oder marschieren Sie vielleicht und fürchten, dadurch töricht auszusehen? Sind Sie des Wanderns müde? „Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn“ (1. Korinther 15,58). Marschieren Sie einfach weiter. Und seien Sie nicht überrascht, wenn zu Gottes Zeit die Mauern einstürzen!