Jüdische Sichtweisen der Auferstehung

In den letzten 100 Jahren haben jüdische Gelehrte der Person Jeschua (Jesus) mehr Aufmerksamkeit geschenkt als in den vorausgegangenen 1900 Jahren. Keiner von ihnen streitet ab, dass Jesus Jude war. Darin sind sich alle einig: Jesus wurde von einer jüdischen Mutter geboren, Er lebte in Israel und lehrte eine Gruppe jüdischer Jünger. Auch feierte Er jüdische Feste.

Pinchas Lapide, ein Theologe und Rabbi unserer Zeit, notierte:

„Die Liebe zu Jesus und mein wissenschaftliches Interesse an Ihm und an Seiner Wirksamkeit wurden in mir geweckt durch jüdische Lehrer wie Joseph Klausner, in dessen Augen Jesus der ‚jüdischste aller Juden‘ war, oder Martin Buber, der Jesus als seinen großen Bruder empfand, sowie Leo Baeck, die letzte Koryphäe der deutschen Schule von Rabbinern, der es im Jahr 1938 fertigbrachte, zur Zeit der „Kristallnacht“ der Nazis über Jesus zu schreiben:

‚Wir sehen einen Mann vor uns, der mit Seiner gesamten Persönlichkeit jüdische Sinnesart offenbart, in dem sich die Reinheit und der Wert des Judentums wirklich außergewöhnlich und klar entfalten.'“ (Rahner, Karl und Lapide, Pinchas, Encountering Jesus-Encountering Judaism-A Dialogue (New York: Crossroad Publishing Co. 1987), S. 104)

Zentraler Gegenstand der Diskussionen und Betrachtungen jüdischer Gelehrter über Jesus sind immer wieder Seine Worte. Was sagte Er wirklich und was, wenn überhaupt, wurde später von anderen Autoren hinzugefügt, die ihre eigenen Auffassungen von Seiner Botschaft weitergeben wollten?

Lebte Jesus wirklich? Zweifellos. Starb Er? Unbedingt. Ausgerechnet ein Thema, das selten von jüdischen Gelehrten untersucht wird, ist das geschichtliche Ereignis, mit dem Seine Botschaft steht und fällt: Seine Auferstehung vom Tod.

Es ist der Glaube an dieses Ereignis, das Seine Jünger im ersten Jahrhundert zutiefst berührte und das sie kühn der übrigen Welt verkündeten. Es ist das das Kernstück des Neuen Testaments. Einer Seiner Anhänger, Paulus, formulierte es so:

„Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hoffen, dann sind wir von allen Leuten die, die am meisten zu bemitleiden sind. Aber nun ist der Messias vom Tod auferweckt worden, als der Erstling derer, die schlafen.“ (1. Korinther 15,19 – 20)

Bis vor kurzem konnten die meisten orthodoxen Juden die Auferstehung Jeschuas ablehnen, indem sie die Vorstellung von einem Messias, der stirbt und dann aufersteht, nicht akzeptierten. Jedoch entwickelte sich im Sommer 1996 eine seltsame Situation in der orthodoxen Gemeinschaft. Die Lubavitch-Chassidim verehrten ihren Rebbe Menachem Mendel Schneerson, als König Messias. Er war zwei Jahre zuvor gestorben. Nun, so erwarteten sie, werde er aus seinem Grab auferstehen. Andere orthodoxe Juden empfanden dies als problematisch. Dann verfassten die Mitglieder des Rabbinischen Rates Amerikas (1000 orthodoxe Rabbis) eine Resolution, welche festhielt:

„Es gibt und gab niemals im Judentum einen Platz für den Glauben, dass der Messias, der Sohn Davids, seinen messianischen Auftrag erst erfüllt hat, nachdem er seinen Tod, sein Begräbnis und seine Auferstehung durchlebt hat.“(Jewish Bulletin of Northern California, Juni 21, 1996 (vom Artikel: „1,000 Orthodox rabbis reject claim rebbe was Messiah“ von Debra Nussbaum Cohen, Jewish Telegraphic Agency))

In einer Erwiderung darauf legte der orthodoxe Rabbi Aaron Soloveitchik (Dekan der Yeshiva University und Vorsitzender der Brisk Yeshiva in Chicago) seine eigene Ansicht dar. Während er bekannte, dass er nicht glaube, Menachem Schneerson sei der Messias, sagte er, die Vorstellung eines Messias, der stirbt und später aufersteht, „kann nicht als ein Glaube abgewiesen werden, der sich jenseits Grenzen der Orthodoxie befindet.“ (Jewish Week-American Examiner, Juli 5, 1996 (vom Artikel: „Messiah Debate Swirls Anew“ by Eric Greenberg))

Diese Aussage belebte den Streit noch mehr, denn während die Lubavitch-Rabbis sich beeilten, seine Worte zu übernehmen, waren die Nicht-Lubavitch-Rabbis genauso schnell dabei zu erklären, man habe die Worte Soloveitchiks aus dem Zusammenhang gerissen.

Heute, da einige Lubavitch-Anhänger immer noch glühend an die Wiederkehr Schneersons glauben, dauert die Diskussion über einen toten und dann auferstandenen Messias an.

Angesichts des Interesses der jüdischen Gemeinschaft an Tod und Auferstehung des Messias ist es an der Zeit, erneut den Blick auf den Auferstehungsanspruch Jeschuas zu richten. Dieses Vorhaben mag vielen Juden zu bedrohlich erscheinen. Die Lubavitcher, die ja an Tod und Auferstehung des Messias glauben, befürchten, Jesu Anspruch könnte Zweifel säen an ihrer Überzeugung, was Menachem Schneerson betrifft. Ungeachtet der offenen Diskussion unter den Orthodoxen über die Auferstehung kommt, Jeschua für sie als Messias dennoch nicht in Frage.

Für die meisten nichtorthodoxen Juden gibt es jedoch zahlreiche andere Gründe, die Auferstehung Jeschuas abzulehnen. Der jüdische Atheist zum Beispiel wird kategorisch das Übernatürliche leugnen. Ebenso wie die Teilung des Roten Meeres, die Versorgung mit Manna in der Wüste und der Stillstand der Sonne befindet sich für ihn die Auferstehung von den Toten außerhalb des Möglichen.

Die jüdische Lehre des Agnostizismus glaubt, dass es bedeutungslos sei, dieser Frage nachzugehen, weil wir weder das eine noch das andere wissen können: „Wie können wir“, so trumpfen die Agnostiker auf, „fast 2000 Jahre später die Glaubwürdigkeit von Berichten vermutlicher Augenzeugen beurteilen?“

Andere sind eher pragmatisch und vertreten die Meinung, es sei schlicht unlogisch, an so etwas zu glauben, solange sie noch nie jemanden vom Tod haben auferstehen sehen.

Schließlich gibt es eine kulturell geprägte Antwort der jüdischen Gemeinschaft, die dieses Thema zu einem strittigen Punkt macht, noch bevor es überhaupt ernsthaft durchdacht wird, nämlich: „Wir Juden glauben nicht, dass Jesus vom Tod auferstanden ist, denn Jesus hat für uns Juden keine Bedeutung.“

Doch unabhängig davon, ob und was die Rabbis, die Säkularen oder die Agnostiker uns nun gestatten zu glauben, entscheidet das immer noch nicht über richtig oder falsch. Die Auferstehung Jeschuas muss, wie jedes geschichtliche Ereignis, aufgrund der Bedeutung der Zeugenaussagen betrachtet und untersucht werden. Es ist unlogisch zu behaupten, es sei für die Nichtjuden in Ordnung, an die Auferstehung zu glauben, aber für Juden sei das inakzeptabel. Entweder geschah die Auferstehung oder sie geschah nicht. Wie Maimonides einst erklärte:

„Eine Wahrheit, die einmal durch einen Beweis bestätigt ist, bekommt weder dadurch zusätzliche Bedeutung, dass sie von allen Gelehrten akzeptiert wird, noch verliert sie etwas von ihrer Gültigkeit, wenn alle sie zurückweisen.“(Ausubel, Nathan, The Book of Jewish Knowledge, (New York, Crown Publishers, 1964), S. 485)

Was genau beweist also nun, ob Jeschua tatsächlich vom Tod auferstanden ist?

Das Zeugnis des Neuen Testaments

Manche Menschen werden von selbst die Texte des Neuen Testaments befragen, wenn sie nach dem „historischen Jesus“ suchen. Es herrscht die Annahme, dessen Verfasser seien voreingenommen gewesen und hätten versucht, eher ihre eigenen Interessen umzusetzen, als das aufzuzeichnen, was wirklich geschehen war. Aber diese Ansicht entspringt eher unserem modernen Zynismus, als einer Vertrautheit mit dem Neuen Testament. Es ist erstaunlich, dass so viele Menschen, die nur über eine geringe unmittelbare Kenntnis des Neuen Testaments verfügen, so feste Vorstellungen von seinen Widersprüchen oder seiner historischen Ungenauigkeit haben. Eine genaue Kenntnis des Neuen Testaments sollte der Ausgangspunkt für jede Diskussion über Jeschua sein, wenn man denn wirklich wissen will, welches die überlieferte Sichtweise ist.

Die vier ersten Bücher des Neuen Testaments nennt man die Evangelien, die Biografien des Lebens Jeschuas. Jedes davon berichtet aus dem Blickwinkel des jeweiligen Verfassers und alle vier erwähnen die Auferstehung. Als Jeschua am Kreuz hing, waren Seine Jünger niedergeschlagen und ohne Glauben, weil sie die Notwendigkeit Seines Todes nicht verstanden. Nach Seiner Auferstehung erschien Jeschua ihnen leiblich und von da an beobachten wir ein verändertes Verhalten in ihrem Leben. Sie waren nicht mehr hilflos und feige, sondern wie verwandelt, mutige Verkündiger der Botschaft von der Auferstehung.

Das Buch, das an die Evangelien anschließt, ist die Apostelgeschichte mit historischen Berichten von der ersten Generation jüdischer Jünger, die damit begannen, die Botschaft in die ganze Welt zu tragen. Der Kern ihrer Botschaft war das leere Grab. Der verbleibende Teil des Neuen Testaments (bis auf eine Ausnahme) besteht aus belehrenden Briefen, in denen die Auferstehung wiederholt als das Fundament für diesen Glauben genannt wird.

Geschichte, so sagt man, wird von den Gewinnern geschrieben, aber in der Zeit, als das Neue Testament aufgeschrieben wurde, waren die Jünger Jeschuas eine kleine, verfolgte Minderheit. Sie hatten als Gruppe kaum die Freiheit, das zu sagen, was sie sagen wollten. Aber ihrem Auftrag entsprechend fühlten sie sich gedrängt für den Glauben zu werben, dass Jeschua vom Tod auferstanden ist. Warum sonst sollte das Neue Testament von so peinlichen Ereignissen berichten, von Angst, Unglauben und Sünde gerade in der Gemeinschaft, die diese Botschaft verbreitete?

Der beste Weg zu erkennen, dass das Neue Testament wirklich ein geschichtliches Dokument ist, ist der, dass man es liest. Es dürfte schwerfallen, zu irgendeiner anderen Schlussfolgerung zu kommen. Einer der berühmtesten Juden des vorigen Jahrhunderts tat genau das und entdeckte etwas sehr Bemerkenswertes. In einem Interview der Saturday Evening Post wurde Albert Einstein gefragt, ob er an den historischen Jesus glaube und er antwortete:

„Zweifellos! Niemand kann die Evangelien lesen, ohne die wirkliche Existenz Jesu zu spüren. Seine Persönlichkeit pulsiert in jedem Wort. Was mit einem solchen Leben erfüllt ist, kann kein Mythos sein.“ (Saturday Evening Post, Oktober 26, 1929)

Dieselben Dokumente, die uns mitteilen, dass Jeschua lebte, berichten auch, dass Jesus starb und wieder auferstand. Während kein ernstzunehmender Wissenschaftler daran zweifelt, dass Jeschua unter uns Menschen weilte, versuchen Skeptiker (sowohl unter Juden als auch unter Nichtjuden) häufig, reale Ereignisse aus diesen Dokumenten herauszunehmen, um das zu entfernen, was ihnen als Mythos erscheint. Jedes Jahr tritt eine neue Reihe Gelehrter auf den Plan und versucht, das überlieferte Leben Jeschuas für nichtig zu erklären. Derartige neue Positionen werden dann eilig von denen ergriffen, die nach Gründen dafür suchen, warum sie nicht glauben. Jedoch taucht im darauffolgenden Jahr eine vollständig neue Schule des Denkens auf, die an der Wissenschaftlichkeit der Thesen des vorigen Jahres Anstoß nimmt und sich in eine neue Richtung wendet. Das „Jesus-Seminar“ ist ein bekanntes Beispiel für dieses Phänomen.

Uns stellt sich die Frage: Waren diese Juden, die im ersten Jahrhundert an Jesus glaubten, die brillantesten Betrüger der Geschichte – in der Lage, Wahrheit und Erfindung in einer Weise zu verweben, dass dies über Jahrhunderte von ihren Herausforderern weder aufgedeckt noch nachgemacht werden konnte – oder waren sie einfach Zeugen tatsächlicher geschichtlicher Ereignisse, als sie die Auferstehung Jeschuas beschrieben? Solange es keine zwingende und dauerhafte Alternative gibt, muss das Neue Testament ernstgenommen werden, wenn man über die Auferstehung Jeschuas diskutiert.

Beweismaterial der Gegner

Welche anderweitigen Erklärungen dieser geschichtlichen Ereignisse gibt es noch? Und wie viel Bereitschaft braucht es, an diese Gegentheorien zu glauben?

1. Von den Jüngern gestohlen

Eine verbreitete Theorie über die Auferstehung, die zum Leidwesen der Verleumder Jesu sogar im Neuen Testament selbst erwähnt wird, ist die, dass die Jünger den Leichnam Jesu gestohlen hätten. Dies liefert eine bequeme Ausrede dafür, dieses Thema nicht weiter verfolgen zu müssen, aber es ignoriert die Fakten.

Tatsache 1:

Wäre Sein Leib von Seinen Jüngern gestohlen worden, dann wäre alles, was man tun müsste, um die Behauptung der Jünger zu widerlegen, den Leichnam herbeizuschaffen. Das ist nie jemandem gelungen.

Tatsache 2:

Neben dem Grab hatten römische Wachsoldaten gestanden. Wie hätte da auch nur einer der Jünger Seinen Leichnam stehlen können?

Tatsache 3:

Ein riesengroßer Stein hatte das Grab verschlossen. Diesen zu bewegen, hätte es mehrerer Personen bedurft. Eine solche Aktion hätten die Wachen nicht übersehen können.

Tatsache 4:

Wir wissen, dass die frühen Anhänger Jeschuas wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Sie hatten die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: ihren Glauben an die Auferstehung zu widerrufen oder getötet zu werden. Es mutet unwahrscheinlich an, dass wenn Jünger den Leichnam gestohlen hätten, alle dazu bereit gewesen wären, lieber zu sterben als ihre Tat zu bekennen. Sicherlich sterben täglich Menschen für Ansichten, die nicht zutreffen, aber dabei handelt es sich um Lügen, von deren Wahrheitsgehalt sie fest überzeugt sind. Wie oft aber sterben Menschen für etwas, von dem sie wissen, dass es eine Erfindung ist?

Tatsache 5:

Was sich auch alles über die ursprünglichen Anhänger Jeschuas sagen lässt, sie glaubten fest, dass Jeschua vom Tod auferstanden ist. Sie hatten den Leichnam nicht gestohlen.

2. Die Ohnmacht-Theorie

Diese Richtung geht davon aus, dass Jeschua zwar ans Kreuz ging und dass Seine Hände und Füße durchstochen wurden, dass Er aber nicht wirklich starb. Vielmehr wurde Er nur ohnmächtig. Dann, nachdem Er blutend in ein feuchtes Grab gelegt worden war, für drei Tage ohne Nahrung und Wasser, kam Jeschua wieder zu sich und wurde geheilt. Dann wälzte Er irgendwie den Stein weg, unbeobachtet von den Wachsoldaten, und ging fort, um anderen zu erzählen, er sei tatsächlich vom Tod erstanden.

Einen Ableger dieser Theorie verfasste der verstorbenen Hugh Schonfield in seinem Bestseller „Das Passah-Komplott“. Schonfield glaubte, es sei Jeschuas Plan gewesen, vorzugeben, Er sei der Messias und Er habe versucht, Seinen Tod durch die Einnahme einer Droge vorzutäuschen (die Ihn in Ohnmacht fallen lassen sollte, was den Anschein des Todes verursacht habe). Dieser Plan wurde durchkreuzt, als ein römischer Soldat seinen Speer in Seine Seite stieß, was Seinen Tod verursachte. Dann wurde der Leichnam versteckt und als Jeschuas Anhänger „einen unbekannten jungen Mann“ sahen, hielten sie ihn fälschlich für ihren auferstandenen Messias.

Schonfield gab keinen Grund dafür an, warum er vieles aus dem Neuen Testament akzeptierte und warum er manche Teile als verdächtig bezeichnete. Vielleicht hätte er besser abgestritten, dass Jeschua je gelebt hat. Wenigstens hätte er dann nicht eine Theorie aufgestellt, die einen größeren Glauben verlangt als der Bericht des Neuen Testaments selbst. Aber wie alle Skeptiker wusste er, dass das Neue Testament nicht so leicht abgelehnt werden kann, denn es ist ein schlüssiges, zusammenhängendes und überzeugendes Buch.

3. Eine von vielen Auferstehungen

Während Hugh Schonfield den größten Teil des Neuen Testaments als geschichtlich zuverlässig akzeptierte und nur um die Auferstehung einen Bogen machte, präsentiert ein anderer jüdischer Gelehrter unserer Zeit eine gleichermaßen interessante Hypothese: Pinchas Lapide. Er war ein orthodoxer jüdischer Gelehrter, der eine ganz unorthodoxe Auffassung von der Auferstehung Jesu hatte. Er ging so weit, zu erklären:

„Ich akzeptiere die Auferstehung am Ostersonntag, nicht als Erfindung der Gemeinschaft der Jünger, sondern als ein geschichtliches Ereignis.“ (Lapide, Pinchas, The Resurrection of Jesus, (Minneapolis, Augsburg Publishing House, 1983), S. 15)

Lapide untersuchte das Neue Testament und folgerte, dass die aufgezeichneten Ereignisse in der Geschichte zu verankert sind, als dass irgendwelche größeren Überarbeitungen oder Verfälschungen hineingearbeitet sein könnten. Er glaubte, dass Jeschua leibhaftig vom Tod auferstanden war. Erstaunlich ist, dass Lapide die Konsequenz dieser Wahrheit für sein eigenes Leben nicht anerkannte. In seinem Buch „Auferstehung: Ein jüdisches Glaubenserlebnis“ betrachtet Lapide Jeschua als eine Art Vorbote für Nichtjuden, um sie auf das Erscheinen des jüdischen Messias vorzubereiten. Um zu diesem Standpunkt zu gelangen, musste er eben jene Dokumente ablehnen, die an erster Stelle die Grundlage für seinen Glauben an die Auferstehung Jesu bildeten. Tatsächlich erwähnt das Neue Testament praktisch auf jeder Seite die Tatsache, dass Jeschua der versprochene Messias ist, derjenige, dessen Kommen durch Mose und die jüdischen Propheten angekündigt war. So fehlt in Lapides Schlussfolgerung jede Folgerichtigkeit und Logik.

Zeugnis durch veränderte Menschenleben

Eine mögliche Reaktion auf alle diese „Theorien“ wäre, zu fragen: „Wer darf entscheiden, was die Wahrheit ist? Das ist doch alles nur Spekulation.“ Außerdem, könnte man argumentieren, werden wir doch bis in unsere Zeit hinein mit Ereignissen konfrontiert, für die wir wahrscheinlich keine wirklichen Erklärungen finden werden, z.B.: Was geschah mit Amelia Earhardt ? Wer tötete Kennedy ? Gab es in Verbindung mit dem Tod Martin Luther Kings eine Verschwörung?

Für manche Menschen ist der Streit über diese Ereignisse ein Beweis dafür, dass wir möglicherweise gar nicht mit Gewissheit etwas klären können, was schon vor zweitausend Jahren passierte.

Jedoch gehen die Zeugnisse der Auferstehung Jeschuas weit über die diskutierten Quellentexte und historischen Aufzeichnungen hinaus. Tatsächlich wird bis heute täglich Beweismaterial dadurch geliefert, dass Einzelne erfahren, wie sich ihr Leben als Folge der Auferstehung verändert.

Jeschua war weder bloßes Opfer des Pöbels, noch war Sein Tod ein Unglücksfall; Er war schlichtweg der Sinn Seiner Sendung. Er gab Sein Leben als Sühne für die Sünde. Seine Botschaft spricht von nichts anderem als von dieser endgültigen Tat. Die „Gute Nachricht“ besteht darin, dass der Messias bereitwillig an unserer Stelle starb und dadurch die Strafe auf Sich nahm, die mit Recht jeder von uns verdient hätte. Aber dabei blieb es nicht. Indem Er aus dem Grab auferstand, besiegte Er die Macht der Sünde und des Todes und ermöglicht jedem einzelnen, eine neue Beziehung zu Gott zu bekommen.

Und es ist diese Kraft, die Kraft der Auferstehung, über die jeder verfügen kann, der glaubt. Diese Kraft hat seit dem ersten Jahrhundert Leben (von Juden wie von Nichtjuden) verändert.

Ein Jude, der diese lebensverändernde Erfahrung gemacht hatte, war Alfred Edersheim, britischer Gelehrter und Autor des 19. Jahrhunderts. Sein Buch „Das Leben und die Zeit von Jesus, dem Messias“ wurde erstmalig um das Jahr 1880 veröffentlicht und es wird immer noch als eine der zuverlässigsten Quellen zu diesem Thema angesehen. Seine jüdische Sichtweise ging der neuerlichen Welle jüdischer Gelehrter voraus, die zunehmend am Neuen Testament interessiert sind. Zum Abschluss seines Kapitels über die Auferstehung schreibt er:

„Die Wichtigkeit all dessen kann in Worten nicht angemessen zum Ausdruck gebracht werden. Ein toter Christus wäre ein Lehrer und Wundertäter gewesen, dessen man gedenkt und den man als solchen liebt. Aber nur ein auferstandener und lebendiger Christus konnte der Retter sein, das Leben, und Der, der das Leben schenkt und als solcher allen Menschen verkündigt wird. Und für diese höchst gesegnete Wahrheit haben wir den völligen und fraglosesten Beweis.“ (Edersheim, Alfred, The Life and Times of Jesus the Messiah, (Grand Rapids, Eerdmans Publishing Co., 1971), S. 629)

Es gibt nur einen Grund, warum ein Jude an Jeschua glauben sollte. Es ist derselbe Grund, warum auch ein Nichtjude glauben sollte. Es hat nichts zu tun mit Vorteilen oder sozialer Stellung. Auch hat es nichts zu tun mit Jeschuas guten ethischen Lehren. Der einzige Grund, warum jeder Mensch für Jeschua sein sollte, ist die Tatsache, wer Er ist und was Er getan hat:

„Es ist ein glaubwürdiges Wort, das alle Akzeptanz verdient, dass der Messias Jeschua in die Welt gekommen ist, Sünder zu retten.“ (1. Timotheus 1,15)

Die Forderungen Jeschuas sind einzigartig, selbst dann, wenn man sie mit den Aussagen anderer Religionsführer vergleicht. Um Seinen Anspruch auf den Punkt zu bringen, gibt es dieses eine historische Ereignis als Herausforderung. Das Neue Testament präsentiert die Auferstehung Jeschuas nicht als bloßen Abschnitt eines Glaubensbekenntnisses, dem die Insider zu folgen haben. Die Auferstehung wird allen Menschen als geschichtliche Tatsache präsentiert und es gibt nur zwei mögliche Antworten darauf: Sie fand statt, oder sie fand nicht statt.

Was meinst du? Wird dein Entschluss bestimmt sein von den Vorgaben deiner Tradition? Wirst du das Thema abtun, aufgrund von Vorurteilen des zwanzigsten Jahrhunderts? Oder du wirst du dich entscheiden, ein altes Grab zu erkunden, in das hineinzuschauen nur allzu wenige gewagt haben?