Die meisten anderen jüdischen Feste haben eher eine ernste, ehrfurchtsvolle Stimmung.

„Chag Purim, chag Purim, chag gadol schel jeladim.“ „Das Purim-Fest, das Purim-Fest, ein großes Fest für die Kinder“, so verkündet es ein traditionelles Lied. Es erklingt in den Straßen von Israel während des Purim-Festes, das auch das „Fest Esthers“ genannt wird. Während dieser Festlichkeiten, die in den späten Februar oder frühen März fallen (im Hebräischen Kalender der Monat Adar), verkleiden sich die Kinder als die wunderschöne Königin Esther, den gerechten Mordechai oder den majestätischen König Ahasveros. Es herrscht eine festliche Stimmung, die jeden ansteckt, zu lächeln.

Die meisten anderen jüdischen Feste haben eher eine ernste, ehrfurchtsvolle Stimmung und jegliche Freude findet normalerweise in Form von Psalmen und Hymnen ihren Ausdruck. Purim ist da allerdings anders. Tatsächlich ist das Purim die Zeit in dem die Rabbis Menschen erlauben – sogar ermutigen – ihrer Freude mit einem solchen Eifer Ausdruck zu verleihen, dass Jung und Alt vor Emotionen fast außer sich erscheinen.

Purim ist „Party-Time“. Neben den Kostümen und der Fröhlichkeit, geben die Wohlhabendere traditionellerweise Almosen und Essens-Spenden an die Bedürftigen. Wie bei jedem Fest gibt es besonderes Essen im Überfluss. Am beliebtesten ist das Gebäck, dass sich ozneh Haman, Hamans Ohren oder Hamantaschen nennt – sie stellen Hamans Dreispitz-Hut dar. Die letzteren sind dreieckige Backwaren die normalerweise Pflaumen oder Mohn und Honig-Füllung beinhalten. Diese Süßigkeiten werden gebacken um uns an die Geschichte von Purim zu erinnern während wir uns ins Gedächtnis rufen, wie Gott die bösen Pläne Hamans in etwas Gutes für das jüdische Volk umwandelte.

Traditionell muss die Schriftrolle mindestens einmal durchgelesen werden

Das hebräische Wort Purim bedeutet „Lose“ und beziehen sich darauf, als Haman Lose warf um die Beste Zeit zu ermitteln, um uns Juden umzubringen. Während dieses Purim-Festes werden besonders die Geschehnisse beachtet, die im Buch Esther festgehalten sind. Traditionell muss die Schriftrolle mindestens einmal durchgelesen werden; aber in den meisten Kreisen sind Mehrfach-Lesungen üblich. Eine chassidische Tradition besagt, dass das Buch Esther durch die gesamte Nacht hindurch immer wieder wiederholt wird, oder zumindest so oft gelesen wird, bis die Anwesenden so müde sind, dass sie nicht mehr zwischen dem Namen des Helden Mordechai und dem Namen des Feindes Haman unterscheiden können.

Die zwanglose Art in der das Buch Esther während des Purims gelesen wird ist nicht charakteristisch dafür, wie wir Juden die Schriften behandeln. Die Rabbis erlauben eine unseriöse Art, sogar Albernheiten während diese Geschichte gelesen wird. Sie billigen sogar saloppe, dramatische Darstellungen der Geschehnisse. Der Grund dafür ist, dass der Name Gottes im Buch Ester nie erwähnt wird. Würde das Buch den Namen Gottes beinhalten, würden Albernheiten als respektlos gelten. Da er aber nicht erwähnt wird, können das Feiern und die ungezügelte Heiterkeit unvermindert fortfahren.

Einige haben die Tatsache, dass Gottes Name im Buch Esther nicht erwähnt wird, sogar betont. Darin sehen sie nämlich eine besondere Botschaft der Purim-Geschichte: Gott wacht immer über Israel, auch wenn seine Hand manchmal versteckt erscheint.

Hier können wir alle etwas lernen. Zu oft erwarten Menschen, dass Gott in ihre Lebenssituation auf gewaltige und wundersame Art eingreift. Obwohl Gott oft auf solche Art und Weise in der Bibelgeschichte eingegriffen hat, ist das nicht immer der Fall. Die Purim-Geschichte erinnert uns, dass Gott auch im stillen und auf verdeckte Art in den Umständen und Problemen unseres menschlichen Daseins wirkt.

Gott wirkt auch im stillen und auf verdeckte Art.

Des Weiteren gebraucht er manchmal gewöhnliche Menschen um außergewöhnliche Aufgaben auszuführen. Weder Esther noch Mordechai suchten Ruhm und Ehre. Durch Gottes Plan wurde Esther Königin, so dass sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, damit er sie dazu gebrauchen konnte, ihrem Volk die Rettung zu bringen. Bevor Esther Königin wurde, war sie eine recht gewöhnliche Person und sogar in ihrer königlichen Position wurde sie dadurch eine Heldin, indem sie das tat, was sie in ihrem gewohnten Umfeld ihres Lebens tun konnte. So soll uns Purim auch daran erinnern, dass Gott in unserem Leben durch unsere normalen und alltäglichen Umstände arbeitet. Das wichtigste muss unsere Gewissheit sein, dass Gott in seiner Sorge um das Wohlergehen seines Volkes immer tätig ist – offenbar oder verdeckt.