Der eigentliche Held ist natürlich der Gott Israels.

Jetzt ist es wieder soweit: Jüdische Menschen in aller Welt feiern das Purim-Fest. Dieser Feiertag erinnert an die (im Buch Esther verzeichnete) Errettung des jüdischen Volkes durch Gott. Es ist eine fröhliche Zeit mit Spiel und Spaß; im Zentrum der Feier steht das Vorlesen der Megillah (der Esther-Schriftrolle). Manchmal wird diese Geschichte über die versuchte Ausrottung der Juden im persischen Weltreich einfach aus der Schrift vorgelesen. Manchmal wird sie auch von den Kindern mit beträchtlichem Aufwand als Theaterstück vorgespielt. Das Publikum bzw. die Gemeinde beteiligt sich eifrig: Haman (der Bösewicht) wird ausgebuht, Mordechai (der Held) und manchmal auch Esther (die Heldin) werden bejubelt.

Der eigentliche Held ist natürlich der Gott Israels, der das jüdische Volk entgegen aller Wahrscheinlichkeiten bewahrt. In allen Generationen haben Menschen wie Haman, Herodes, Hitler und Hussein die satanisch inspirierte Hoffnung gehegt, das jüdische Volk vernichten zu können. Aber unser souveräner Gott hat seine Treue wieder und wieder unter Beweis gestellt. Er lässt nicht zu, dass sein Volk vernichtet wird oder seine Absichten hintertrieben werden.

„Purim“ leitet sich von dem Wort „Pur“ her, d.h. „Los“ (Esther 3,7 und 9,24-26).

Das Buch Esther bringt diese Aussage in einzigartiger Weise auf den Punkt. In der ganzen Erzählung wird Gott kein einziges Mal erwähnt. Im gesamten Buch findet man weder seinen Namen noch seine Reden. Stattdessen findet man eine Reihe von Zufällen, die gar keine Zufälle sind: eine Folge willkürlicher Ereignisse, die gemeinsam ein großartiges Bild ergeben, das nur von einem großartigen Bildner stammen kann. Tatsächlich kommt sogar der Name des Purim-Festes von einem dieser scheinbar willkürlichen Ereignisse. „Purim“ leitet sich von dem Wort „Pur“ her, d.h. „Los“ (Esther 3,7 und 9,24-26). Der Name des Festtages gründet sich auf die Tatsache, dass Haman ein Los warf, um festzustellen, wann er seinen Versuch zur Vernichtung des jüdischen Volkes starten sollte. Er fand heraus, dass es keine geeignete Zeit für den Hass auf das gibt, was Gott liebt!

Viele Menschen glauben genau wie Haman, das Leben sei vom Glück oder von der Kraft des menschlichen Willens oder auch von einer Kombination beider Faktoren bestimmt. Sie wünschen einander „viel Glück“ oder sprechen vom „Glückslos“. Auch der Ausdruck „mein Los im Leben“ bezieht sich auf diese Vorstellung von Geschick, Glück oder Zufall. Nun ja, die Bibel lehrt nicht, dass das Leben vom Glück oder von der Kraft des menschlichen Willens bestimmt wird. Die Bibel lehrt die Souveränität Gottes. In Sprüche 16,33 heißt es: „Das Los wird im Gewandbausch geworfen, aber all seine Entscheidung kommt von dem HERRN.“

Ich halte es nicht für ein Versehen, dass Gott im Buch Esther nirgends erwähnt wird. Ich glaube, das ist eher sein heiliger Sinn für Humor. Schließlich müsste man ja regelrecht blind sein, wenn man nicht sähe, wie Gottes Hand in der gesamten Geschichte an der Arbeit ist. Das wirkt beinahe so, als wolle er uns herausfordern: „Jetzt trau dich mal, die von mir arrangierten Ereignisse als bloße Zufälle abzutun!“

So könnten beispielsweise zwei scheinbar unbedeutende Aspekte der Geschichte nach menschlicher Auffassung als bloße Zufälle durchgehen. Aber diese beiden „Zufälle“ weisen darauf hin, dass Gott (und nicht etwa der Teufel) im Detail sitzt.

Erstens findet ein Schönheitswettbewerb statt. Wer hätte sich einfallen lassen, dass Gott die Ergebnisse eines Schönheitswettbewerbs heranzieht, um dadurch seine Pläne zu verwirklichen? Und doch passiert genau das. Als König Ahasveros will, dass seine Frau Wasti bei einer Party auftritt, weigert sie sich. Der König setzt in seinem Zorn die Königin ab – und verlangt einen Schönheitswettbewerb, um einen Ersatz zu finden.

Auftritt Mordechai: ein gottesfürchtiger Mann, der seine Nichte Esther zu einer gottesfürchtigen Frau erzogen hat. Das Seltsame ist, dass er Esther zu diesem Schönheitswettbewerb anmeldet und sie als neue Königin für den mächtigen Ahasveros auserwählt wird (Esther 2,8). Ist es ein Zufall, dass sie aufgrund der nunmehr von ihr bekleideten Stellung helfen kann, das üble Komplott zur Vernichtung des jüdischen Volkes zu vereiteln? Jetzt muss Esther ihr Leben riskieren, um zugunsten ihres Volkes Fürsprache zu leisten. Bestimmt zittert und bebt ihr das Herz – aber die Dringlichkeit der Worte ihres Onkels klingt ihr noch in den Ohren: „Wer weiß, ob du nicht für eine Zeit wie diese zum Königtum gelangt bist?“ (Esther 4,14) Ja, wer weiß!

Dem Anschein nach resultiert Esthers schmerzliches Dilemma aus einer Reihe bizarrer Zufälle, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Trotzdem akzeptiert sie ihr „Los im Leben“ mit bemerkenswertem Mut. Sie bittet um Gebet – und begibt sich dann in die potenzielle Gefahr, auf den Lippen den mittlerweile sprichwörtlichen Satz: „Komme ich um, so komme ich um.“

Es könnte durchaus sein, dass Gott gerade diese Umstände verordnet hat, um so seine großartigen Pläne zu verwirklichen.

Genau wie Esther finden sich auch viele von uns oft in unangenehmen, schmerzlichen oder schwierigen Umständen wieder – aufgrund einer Reihe von Ereignissen, die sich unserer Kontrolle entziehen. Aber im Gegensatz zu unserer jüdischen Heldin neigen wir von Natur aus eher dazu, einen Ausweg aus diesen Umständen finden zu wollen. Wenn das nicht möglich ist, werden wir manchmal wütend oder verbittert. Die Purim-Geschichte fordert uns zu einer anderen Reaktion auf. Glauben Sie nicht eine Minute lang, Ihre Lebensumstände seien bloßer Zufall oder das Leben „passiere“ Ihnen einfach. Es könnte durchaus sein, dass Gott gerade diese Umstände verordnet hat, um so seine großartigen Pläne zu verwirklichen. Wenn wir auch seine Hand vielleicht nicht an der Arbeit sehen, müssen wir ihm doch gehorchen, mutig sein und zu ihm aufschauen in dem Vertrauen, dass er durch uns seine Pläne verwirklicht.

Ein zweiter „Zufall“ im Buch Esther beinhaltet einen Fall königlicher Schlaflosigkeit. Da schmieden zwei Männer des Königs ein Komplott gegen ihn. „Zufällig“ bekommt Mordechai ihren hinterhältigen Plan mit. Da hätte er sich ja sagen können: „Das ist nicht mein König, und das ist nicht mein Problem.“ Schließlich waren die Juden doch nicht gerade Ehrenbürger in Persien! Aber Mordechai tut das Ehrenwerte und informiert Esther. Mordechais gute Tat wird ordnungsgemäß eingetragen. Die Zeit vergeht. Eines Abends trinkt der König zum Nachtisch ein paar Tassen Kaffee zu viel und kann nicht einschlafen. „Zufällig“ befiehlt er, dass man ihm seine königlichen Tagebücher vorliest. Und „zufällig“ wird er daran erinnert, dass ihm Mordechai das Leben gerettet hat. Können Sie jetzt noch glauben, dass Haman „ganz zufällig“ gerade jetzt hereinkommt? Als der König ihn um Rat fragt, wie er einen Mann ehren kann, glaubt Haman, der König wolle ihn selber ehren. Was für ein göttliches Arrangement!

Obwohl Mordechais gute Tat anfangs keinen Lohn zu erhalten schien, war seine Handlungsweise ein Teil von Gottes Plan zur Rettung Israels. Genau wie Mordechai müssen auch wir uns in allen Umständen dafür entscheiden, das Richtige zu tun. Nie können wir Gleichgültigkeit gegenüber den Schwierigkeiten unserer Mitmenschen rechtfertigen und sie als „das Problem anderer“ abtun. Genau diese Art von Gleichgültigkeit machte es möglich, dass Hitler in Nazi-Deutschland seine entsetzlichen Verbrechen begehen konnte.

Wer weiß, was Gott in Ihrem Leben so alles verwendet?

Jedenfalls gebrauchte Gott einen Schönheitswettbewerb, um die Rettung seines Volkes herbeizuführen – und einen Fall königlicher Schlaflosigkeit gebrauchte er, um seinen Knecht zu erhöhen und seine Feinde zu demütigen. Wer weiß, was Gott in Ihrem Leben so alles verwendet?

Manchmal sieht unser Leben aus wie ein gigantisches Puzzle. Haben Sie schon mal versucht, eines dieser Riesenpuzzles mit 1000 oder mehr Teilen zusammenzusetzen? Dann wissen Sie bestimmt: Am besten, man orientiert sich am Bild auf dem Schachteldeckel. Im Leben ist das allerdings nicht so. Wir haben kein fertiges Bild als Bezugspunkt, wenn wir Dinge zusammenfügen möchten. Deshalb kommen die Einzelteile manchmal nur langsam zusammen, und wir haben keinen Eindruck vom „großen Bild“ – noch nicht. Manchmal geraten wir in Versuchung, einige Teile links liegen zu lassen, weil sie scheinbar nicht in das Bild passen, das wir für uns selbst entwerfen würden. Aber oft fügen sich gerade diese von uns verachteten Teile zusammen und bieten uns die von Gott geschenkten Möglichkeiten.

Bei Juden für Jesus bezeichnen wir solche Gelegenheiten gern mit dem Kürzel „GT“: nicht „Grand Tourisme“, sondern Gottestermine. Es ist überwältigend, wie viele GTs sich gerade dann ergeben, wenn wir uns einer unangenehmen Aufgabe gegenübersehen. Da stehen wir an einer Straßenecke (und die meisten von uns müssen sich gegen Ablehnung oder sogar gegen Langeweile stählen, wenn wir unsere Traktate verteilen) – und „ganz zufällig“ treffen wir auf jemanden, der genau an diesem Tag über den Herrn nachdenkt. Oder wir nehmen all unseren Mut zusammen und rufen bei einem unerretteten jüdischen Menschen an, mit dem wir schon eine Weile nicht mehr in Kontakt stehen, weil er kein Interesse mehr an Bibelstudium hatte. Zu unserer Überraschung und Freude entdecken wir, dass ihm gerade in dieser Woche durch irgendein Ereignis das Herz für die Wahrheit aufgetan wurde. Unser Telefonanruf „aus dem Blauen heraus“ wird ihm zu einem Zeichen dafür, dass Gott seine Aufmerksamkeit erregen möchte.

Wir können seine Herrschaft akzeptieren und ihm vertrauen: Er wird seinen vollkommenen Willen durchführen.

Besonders häufig ergeben sich GTs in Situationen, die uns ein wenig Mut abverlangen. Wie steht es mit den Situationen in Ihrem Leben? Wodurch wird Ihr Mut auf die Probe gestellt? Durch das Zeugnisgeben gegenüber einem Arbeitskollegen oder Nachbarn? Tauchen in Ihrem Leben ständig „Zufälle“ auf? Verachten Sie die kleinen Dinge nicht! Vielleicht bereitet Gott Sie gerade für einen GT vor. Nach seinem Willen sollen wir erkennen, dass er solche Termine arrangiert. Wir können uns aber frei entscheiden, ob wir auftauchen oder die Gelegenheit verpassen wollen.

Wenn Sie sich also in einer offenbar einschüchternden Situation befinden, brauchen Sie nicht eine Minute lang zu glauben, dass Gott nicht alles unter Kontrolle hätte. Genau wie im Buch Esther sehen wir Gott zwar vielleicht nicht offen an der Arbeit – aber wir können um seine hintergründige Souveränität wissen. Wir können seine Herrschaft akzeptieren und ihm vertrauen: Er wird seinen vollkommenen Willen durchführen. Anstatt Ereignisse als „Zufälle“ abzutun, können wir Gottes Planung erkennen. Und anstatt unsere schwierigen Umstände zu verachten, können wir nach den Möglichkeiten Ausschau halten, die sich vielleicht für die Erfüllung von Gottes Absichten bieten. In was für einer Lage Sie sich auch befinden mögen: Bitten Sie Gott um den Mut, ihm zu vertrauen und zu gehorchen. Dann wird Ihnen seine Souveränität offenbar, und Sie können sich an seiner wachsamen Fürsorge über Ihnen erfreuen!

Aus dem Englischen übersetzt von Lars Kilian