Christus in den Hohen Feiertagen
30.08.2019
In diesem Monat beginnen die heiligsten Tage des gesamten alttestamentlichen Kalenders in jüdischen Gemeinschaften auf der ganzen Welt.
In diesem Monat beginnen die heiligsten Tage des gesamten alttestamentlichen Kalenders in jüdischen Gemeinschaften auf der ganzen Welt. Es sind: das Fest der Posaunen (es beginnt in diesem Jahr mit dem Sonnenuntergang des 29. September) und der Versöhnungstag (er beginnt in diesem Jahr mit dem Sonnenuntergang des 8. Oktober), auch bekannt als die Hohen Feiertage.
Und obwohl diese Feste sogar ein wichtiger Bestandteil der biblischen Aufzeichnung sind, verharren leider selbst die meisten Nachfolger Jesu in Unkenntnis bezüglich deren Bedeutung. Warum?
Im Gegensatz zu anderen biblischen jüdischen Festen wie Pessach oder Sukkot, erwähnt das Neue Testament nicht, dass Jesus das Fest der Posaunen oder den Versöhnungstag begangen hat. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb diese Feiertage für die meisten Christen „unter dem Radar“ bleiben. Trotzdem bezweifle ich nicht, dass Jesus und Seine Anhänger diese Hohen Feiertage zusammen mit dem Rest der jüdischen Gemeinschaft begangen haben. Die Themen und die theologische Bedeutung dieser beiden Tage sind ja verwoben im gesamten Neuen Testament und werden letztendlich und am bedeutungsvollsten in der Person und der Mission Christi erfüllt.
Die Themen und die theologische Bedeutung dieser beiden Tage sind ja verwoben im gesamten Neuen Testament
Denk an das Fest der Posaunen. Heute ist es allgemein als Rosch ha-Schana oder als das Jüdische Neue Jahr bekannt, aber die Bibel nennt es „Jom Terua“, oder den Tag des Posaunenblasens. Das Blasen einer Posaune, in diesem Falle eines Widderhorns, war Israels Aufruf zur Buße und Umkehr.
Der Aufruf zur Umkehr am Fest der Posaunen beinhaltet auch ein zukünftiges, jedoch meiner Ansicht nach, sehr bald eintretendes Ereignis. Der Schall des Widderhorns (Schofars) verbindet den heutigen Ruf zur Umkehr mit dem kommenden Tag des Gerichts. Jesus lehrte, dass dies bei Seiner Wiederkunft passieren wird. Er sprach davon, dass der Menschensohn in den Wolken des Himmels kommen wird: „Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Windrichtungen her, von einem Ende des Himmels bis zum anderen“ (Matthäus 24, 31). Ebenso erwähnt Paulus das Schofar Gottes, wenn er von den letzten Tagen, von dem Gericht und der Wiederkunft Christi spricht (siehe 1. Korinther 15, 52; 1. Thessalonicher 4, 16).
Während das Fest der Posaunen den Beginn von Gottes Gericht mit Israel signalisierte, hielt Er am Versöhnungstag Erlösung und Vergebung der Sünden bereit. Die biblische Einhaltung dieses Feiertages drehte sich um Opfergaben im Tempel und die unverzichtbare Rolle des Hohen Priesters, eines Nachkommen Aarons. Nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahre 70 n.Chr. und dem darauffolgenden Niedergang der aaronitischen Priesterschaft konnte die jüdische Einhaltung dieses Hohen Feiertags nicht mehr der biblischen Ordnung folgen. Schlussendlich konzentrierte sich die Einhaltung des Festes auf das Gebot „[…] ihr sollt eure Seelen demütigen“ (aus 3. Mose 23, 27). Die Bedeutung dieses Gebotes wurde als Fasten verstanden. Daher ist bis heute in der jüdischen Gemeinde das Fasten die Hauptpflicht, die mit dem Versöhnungstag verbunden wird.
Jesus wusste sehr genau, welchen radikalen Einfluss Seine Worte haben würden, als Er verkündete: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten!“ (aus Johannes 2, 19). Jeschuas (Jesu) Aussage empörte die jüdische Leiterschaft Seiner Zeit – so sehr, dass sie während Seines Prozesses als eine der Hauptanklage gegen Ihn verwendet wurde (siehe Markus 14, 57-58). Was auch immer Seine Zuhörer von Seiner Behauptung verstanden oder nicht, Jesus sagte tatsächlich Seinen Tod und Seine Auferstehung voraus und wie dies die gesamte Absicht und Bedeutung des Heiligen Tempels erfüllen würde.
Der Tag, an dem unser ewiger Hoher Priester Jesus „hinter dem Vorhang“ eintrat, war der ultimative Tag der Versöhnung Hebräer 6, 19
Aber das ist noch nicht alles, denn Jesus hat nicht nur die Rolle des Tempels, sondern auch die der Priesterschaft selbst erfüllt. Der Autor des Hebräerbriefes bezeichnet Jesus als den, der ein erhabeneres Priestertum innehat; das des Melchisedek (siehe Kapitel 5-8). Deshalb konnte Er ein für alle Mal Sühnung für uns erwirken, als Er starb und wieder auferstand. Der Tag, an dem unser ewiger Hoher Priester Jesus „hinter dem Vorhang“ eintrat (Hebräer 6, 19), war der ultimative Tag der Versöhnung – der Tag, an dem Er allen, die Ihm vertrauen, eine ewige Bedeckung und Vergebung der Sünden sicherte. Ja, der Versöhnungstag, die Tempelopfer und das Priestertum sind alle in der Person Jesu Christi erfüllt.
Das ist sicherlich ein Grund zu feiern, in diesem Monat und in jedem Monat. Mein Gebet ist, dass meine Brüder und Schwestern in Christus den Reichtum unserer jüdischen Wurzeln, wie er durch Christus in den Hohen Feiertagen zu sehen ist, immer mehr wertschätzen. Noch mehr und besonders in diesem Monat, bete ich – und lade dich ein, mit mir zu beten – dass meine jüdischen Brüder und Schwestern Christus in den Hohen Feiertagen kennenlernen und ewige Erlösung empfangen, die nur durch Ihn kommen kann.