Vor der Wahrheit davongelaufen
Dieses ist der dritte Teil einer Serie von drei Zeugnisse.
Ich wollte meine Sünden vergeben haben!
Ich erinnere mich noch genau an den Yom Kippur, an dem ich als Zehnjäriger teilnahm. Obwohl ich noch nicht bar mitzvah war, bestand ich darauf, auch zu fasten und dem Gottesdienst in der Synagoge beizuwohnen, dem Willen meiner Eltern entgegen. Denn ich wollte meine Sünden vergeben haben! Mit kindlichem Eifer warf ich mich in alles, was zur Feier dieses Tages gehört. Ich hörte dem Lesen der Heiligen Schrift aufmerksam zu, betete, soweit ich konnte, die alten hebräischen Gebete mit, und war tief bewegt von der Kadenz der Stimme des Kantors.
Von ganzem Herzen suchte ich Vergebung meiner Sünden, die, so glaubte ich, durch die Einhaltung dieses Tages zu erlangen war. Jedoch noch am gleichen Abend, auf dem Heimweg mit meinem Vater durch die dunklen Strassen, verfolgten mich die nagenden Fragen: Hat Gott mir wirklich meine Sünden vergeben? Was garantiert mir, dass meine Sünden tatsächlich vergeben sind?
Die Antworten meiner jüdischen Lehrer auf diese Fragen waren unbefriedigend, denn sie waren nicht imstande, meine Zweifel zu beschwichtigen. Schliesslich gab ich auf, Fragen zu stellen, die keine Antwort zu haben schienen. Ich vertiefte mich in das Studium von Wissenschaft, Technik, und Philosophie und genass die Freuden des Lebens. Meine religiöse Erziehung bewahrte mich vor ernstlicheren Sünden, aber ich wurde am Ende Agnostiker. Trotzdem betrachtete ich mich als Jude. Unter der Oberfläche lagen die unbeantworteten Fragen: Wer bin ich? Kann ich Gott kennen? Was kommt nach dem Tod? Kann ich die ueberzeugende Versicherung haben, dass meine Sünden vergeben sind?
Wie kann dieser Goy soviel ueber meine Bibel wissen?
Nach Beendigung meines Ingeniertstudiums nahm ich eine Stelle an und fand mich in unmittelbarer Gegenwart eines technischen Assistenten, der sich als Gottes Botschafter betrachtete. Er ging dieser Berufung eifrig nach, während der Mittagspause und beim gemeinsamen Weg zum Bahnhof. Er liess nicht locker. Über die nächsten zwei Monate behandelte ich ihn schroff un unhöflich und tat mein Bestes, um ihn von meinem Büro fernzuhalten. ber er hörte nicht auf, freundlich zu lächeln. Wenn ich ihm mit Widersprüchen kam, hatter er immer Bibelstellen parat, mit denen er mir antwortete. Ich fragte mich, wie es sein konnte, dass dieser Goy (Nichtjude) so viel über unseren Tanach wusste. In Wirklichkeit hätte ich derjenige sein müssen, der alle diese Dinge wusste. Aber ich konnte ihm nie antworten, wenn er mit seinen Argumenten kam. Ich sagte immer nur: “Ist das alles? Sonst weisst du nichts?” Und er entgegnete: “Das ist genug, und es ist ganz besonders für dich.”
“Lies es, es wird dir keinen Schaden antun.”
Nach drei Monaten legte er mir seine Bibel auf den Schreibtisch und sagte: “Lies es, es wird dir keinen Schaden antun. Was du darüber denkst ist zwischen dir und Gott.” Ich war die Sache leid, und so sagte ich: “Gut, ich lese dieses Neue Testament und werde die Fehler und Lücken darin entdecken.” Ich dachte mir: “Dann werde ich ihm beweisen, dass sein Glaube keine Grundlage hat, und ihm sagen, dass er mich nicht länger damit belästigen soll. Ich beschloss, mit Römer anzufangen.
Den grössten Teil davon verstand ich nicht, aber der Herr fing an, zu mir zu reden. Ich kam an die Stelle Römer 3:23 “… denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte.” Bald machte ich eine andere Entdeckung: Alle Autoren dieses Buches waren Juden und schrieben über jüdische Angelegenheiten – Angelegenheiten mit denen ich vertraut war! Das sprach mich an. Die einzigen Stellen, die für mich problematisch waren, waren die, in denen Jeschua (Jesus) Gott genannt wurde. Und doch war das Buch, das ich mir anti-jüdisch vorgestellt hatte, von Juden und für Juden geschrieben worden.
Nein, ich will nicht!
Einige Monate später fragte mich mein Kollege: “Nun, was denkst du?” Ich antwortete ihm, dass Jesus der Messias sein könnte. “Meinst du?” fragte mein Kollege, und fügte hinzu: “Du musst dir sicher sein, von ganzem Herzen!” Ich weiss nicht, was dann über mich kam, aber ich schrie: “Nein, ich will nicht!” Ich lief die Treppe hinauf in mein Büro und knallte die Tür zu. Ich wollte diesen Kollegen nicht mehr sehen!
Am nächsten Tag kam er ins Büro, als ob nichts geschehen wäre. Wie gewöhnlich setzte er sich beim Mittagessen mir gegenüber. Er redete von allen möglichen Dingen, aber nicht ein einziges Wort vom Glauben an Jesus. So ging es ungefähr einen Monat lang. Ich fing an, mich immer unbehaglicher zu fühlen. Dann sprach Gott zu mir: “Du weisst die Wahrheit. Was willst du damit machen? Warum läufst du davor weg?” Ich quälte mich einen Monat lang mit diesen Fragen, bis ich schliesslich aufgab. Ich betete: “Herr, es ist genug!” Ich kniete bei meinem Bett und bat Jeschua, in mein Herz zu kommen. Ich erinnere mich, dass ich einen intensiven Frieden fühlte – den ich nie vorher erlebt hatte.
Ich erinnere mich, dass ich einen intensiven Frieden fühlte – den ich nie vorher erlebt hatte.
In der jüdischen Tradition ist ein Tzaddik (ein gerechter Mann) einer, der von Gott kommt, mit Feuer von Seinem Altar. Er kommt in die Welt und streckt seine Hände aus, um die einsamsten Menschen zu erreichen und das Feuer Gottes in ihre Herzen zu bringen, und sie in die Gegenwart Gottes zu bringen. Ich habe erkannt, dass Jeschua dieser Tzaddik ist, aber er ist mehr als das! Mögen viele meiner jüdischen Brüder, so wie ich, zur Erkenntnis seiner Liebe und Wahrheit kommen.
Anmerkungen:
Dr. Louis Goldberg (1923-2002) wurde in Los Angeles, in eine orthodoxe jüdische Familie hineingeboren. 1944 heiratete er Claire Berman, die auch aus einer orthodoxen Familie stammte. Dr. Goldberg erwarb die folgenden akademischen Grade: Bachelor of Divinity, Magister der Theologie, und Doktor der Theologie. Er unterrichtete am Moody Bibel Institut in Chicago von 1965 bis zu seinem Ruhestand 1993, danach von 1994-2000 als Scholar in Residence für Juden für Jesus in New York City.
Dieser Bericht erschien teilweise in einer früheren Auflage von ISSUES und war auch einem Artikel in Jewish Testimonies entnommen (wo auch andere Stories von Juden zu finden sind, die zum Glauben an Jeschua (Jesus) gekommen sind.).