Ein „Perspektiv-Korrektiv“ oder: Wenn man einen Grund braucht, dankbar zu sein.
Um etwa 01:30 Uhr morgens wurde ich durch ein Getöse direkt vor meinem Haus geweckt. „Da sind wohl die Waschbären wieder mal hinter meinen Abfällen her“, dachte ich und schnappte mir einen Besen, um sie zu verscheuchen. Als ich jedoch um die Hausecke bog, sah ich mich nicht etwa kleinen pelzigen Banditen gegenüber – sondern einer 1,20 m hohen Feuerwand.
Auf Englisch erstmals am 17. September 2018 erschienen.
Um etwa 01:30 Uhr morgens wurde ich durch ein Getöse direkt vor meinem Haus geweckt. „Da sind wohl die Waschbären wieder mal hinter meinen Abfällen her“, dachte ich und schnappte mir einen Besen, um sie zu verscheuchen. Als ich jedoch um die Hausecke bog, sah ich mich nicht etwa kleinen pelzigen Banditen gegenüber – sondern einer 1,20 m hohen Feuerwand. Einen Gutteil meiner Terrasse hatten die Flammen schon verschlungen, und zwei große Mülltonnen waren zu einer Pfannkuchen-ähnlichen Plastikpfütze eingeschmolzen.
Ich rannte ins Haus zurück, um den Feuerlöscher zu packen, und rief laut nach meiner Schwester und meinem Schwager, die gerade von außerhalb der Stadt zu Besuch waren. Mein Schwager packte den Gartenschlauch und fing an zu spritzen. Ich stöhnte auf, als ich zwei Propangas-Flaschen für meinen Grill in gefährlicher Nähe der Flammen entdeckte, und riss sie schnell zur Seite.
Als schließlich drei Feuerwehrautos, zwei Löschfahrzeuge und ein Rettungswagen eintrafen, war ein Großteil des Feuers bereits aus. Aber die Feuerwehrleute (gut ein Dutzend, sowohl Männer als auch Frauen) blieben bis nach 03:00 Uhr früh. Pflichtbewusst entfernten sie den nicht verbrannten Teil der Holzkonstruktion mit schwingenden Äxten und kreischenden Kettensägen, sodass die gesamte Nachbarschaft etwas davon hatte. (Ich hab ein paar Dutzend Donuts zur Feuerwehrwache geschickt. Dank sei Gott, dass es Einsatzkräfte gibt!)
Es hätte schlimmer kommen können: Eine dankbare Perspektive
Es hätte schlimmer kommen können
Als ich meinen Kopf endlich wieder aufs Kissen bettete, konnte ich bloß eines denken: „Danke, Gott!“ Nur allzu leicht hätte das ganze Haus abbrennen können; wir hätten ernstliche Verletzungen davontragen oder sogar umkommen können.
Als ich am nächsten Morgen die Füße aus dem Bett schwang, schoss ein Schmerz durch zwei meiner Zehen. Im Tohuwabohu der Nacht zuvor hatte ich sie gestaucht, und jetzt waren sie so richtig schwarz-violett. Aber ehrlich gesagt: Als ich da so herumhumpelte, waren die Schmerzen eine beständige Erinnerung daran, wie dankbar ich war.
Ein paar Tage später bekam ich eine E-Mail von Liz Goldstein, die unser Massa-Team in Indien leitete. Ihre Reise von Manali nach Daram Salah (eine acht- bis zehnstündige Fahrt) war zu einem plötzlichen Stillstand gekommen, weil ein Erdrutsch die Straße blockierte. Sie saßen fest und konnten sieben Stunden lang überhaupt nirgendwo mehr hinkommen. Ich schaute hinunter auf meine Zehen und schrieb an Liz zurück: „Ich bin nur froh und dankbar, dass der Erdrutsch bloß auf der Straße gelandet ist und nicht auf euch drauf.“
Gottes Souveränität im Blick behalten: Eine fröhliche Perspektive
Ich neige oft dazu, jede unangenehme Situation aus einer einzigen, beschränkten Perspektive zu sehen.
Ich weiß ja nicht, wie es dir geht – aber ich neige oft dazu, jede unangenehme Situation aus einer einzigen, beschränkten Perspektive zu sehen: Da konzentriere ich mich auf die Schwierigkeiten, auf die Enttäuschungen und auf die Schmerzen dahinter. Aber weil Gott souverän ist, kann ich eine andere Perspektive praktizieren. Ich kann Gott um die Disziplin und die Sehnsucht bitten, mich an seine Souveränität zu erinnern und mich daran zu freuen. Dieses „Korrektiv“ ersehne und brauche ich, um meine Perspektive zu bilden.
Der Apostel Paulus schreibt: „Ich weiß sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiß Überfluss zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden.“ (Philipper 4,12)
Diese Perspektive kann uns auf ganz unterschiedliche Weise helfen. Bei Juden für Jesus „verfolgen wir unermüdlich den Plan Gottes zur Errettung des jüdischen Volkes“; manchmal kommt es mir allerdings so vor, als sähe ich nicht genug von der Verwirklichung dieses Planes. Da werde ich schnell ungeduldig – und ja, auch entmutigt. Kannst du das nachempfinden? Vielleicht hast du einen Freund oder Verwandten und sehnst dich danach, dass er zu Jesus findet; aber damit scheint es nicht recht voranzugehen. Oder vielleicht betest du schon geraume Zeit darum, dass der Herr etwas ganz Bestimmtes tun möge, und wartest noch immer.
Die Verheißungen Gottes zu Herzen nehmen: Eine geduldige Perspektive
„Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus…“ (2. Petrus 3,9)
Da fällt mir ein: Gott verfolgt schon seit mehr als 3.000 Jahren seinen Plan zur Errettung des jüdischen Volkes – jawohl, und auch der übrigen Nationen. „Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“ (2. Petrus 3,9) Wenn Gott geduldig sein kann, kann ich das ja vielleicht auch – sogar „in allen Dingen“. Wie steht es mit dir?
Manchmal lässt Gott uns in seiner Gnade sehen, wie er sogar in furchterregenden Umständen über uns wacht. Genau das macht den Unterschied in unserer Perspektive. Bitten wir ihn doch um die Gnade des Vertrauens darauf, dass er seine Verheißungen immer einhält, sich immer um uns sorgt und uns sogar mitten in den Schmerzen und dem Frust des Lebens rettet.
David Brickner, San Francisco
Leitender Direktor und Missionar
David Brickner ist Leitender Direktor von Juden für Jesus. Vom Hauptquartier in San Francisco aus beaufsichtigt er den weltweiten Dienst. David hat seinen Master-Abschluss in Missiologie mit dem Schwerpunkt Judenmission/Judaistik an der Fuller School of World Missions abgelegt. Er ist Autor mehrerer Bücher und war bereits Gesprächsgast diverser Fernsehsendungen in den USA. Davids Tochter Ilana hat kürzlich ihr Studium an der Biola University abgeschlossen; sein Sohn Isaac gehört zum Missionarsteam von Juden für Jesus. Isaac und seine Frau Shaina haben eine Tochter namens Nora, die David zum Mitglied im Großeltern-Club gemacht hat – eine Mitgliedschaft, auf die er sehr stolz ist!