Das Licht zweier Glaubensrichtungen
Der Gedanke, der hinter dem Chanukka-Fest steht der, ist der, den Messias zu begrüßen.
Der Messias bedeutet Frieden. Wir zünden Kerzen des Friedens an, um unseren Glauben an den endgültigen Sieg des Friedens über dem Krieg zu erneuern. Und wir geben uns selbst und unser Bestreben erneut hin, um dies herbeizuführen.
„Festung und Fels, meine Hilfe, wie schön ist es, Dich zu loben. Errichte das Haus meines Gebetes, dort werden wir Dir Dankopfer bringen. Kommt die Zeit des Schlacht-Kampfes (Befreiung) vom wütenden Feind, Dann werde ich vollenden mit Lied und Psalm die Einweihung des Altars.“ –Maos Zur, 13. Jahrhundert–
Während der Text des Maos Zur die traditionelle Bedeutung des Chanukka-Festes ausdrückt, bietet Rabbi Nachman eine andere Erklärung für den Festtag an: Fest des Friedens. Andere sehen Chanukka als einen kleinen Feiertag, eine Zeit für Menoras, Latkes, Dreidels und Chanukka-Geld. Aber manche sagen, Chanukka ist das jüdische Weihnachten. Ist irgendeine der Festsetzungen richtig? Um das entscheiden zu können, müssen wir die Chanukka-Geschichte kennen.
Die Geschehnisse von Chanukka ereigneten sich in der 400-Jahr-Periode zwischen der Aufzeichnung des letzten Buches der hebräischen Schriften und dem ersten Buch des Neuen Testamentes.
Das jüdische Volk war unter persischer Herrschaft, bis die Perser 331 v. Chr. von Alexander besiegt worden. Zehn Jahre später starb Alexander und sein Reich wurde unter seinen Generälen aufgeteilt. Obwohl sie alle Griechen waren, waren sie weit davon entfernt, harmonisch miteinander umzugehen. Syrien war unter der Herrschaft der Seleukiden und Ägypten unter den Ptolemäern. Judäa klemmte dazwischen.
Das jüdische Regierungssystem wechselte in griechische Herrschaft. Die Perser waren damit zufrieden, einen Gouverneur in Israel einzusetzen, der sich vorwiegend damit beschäftigte imperialistische Bürgerrechte und die Steuerzahlung zu vollstrecken. Die griechischen Eroberer forderten auch die Einhaltung und die Konformität mit ihnen der religiösen Praktiken. Für den größten Teil des 3. Jahrhunderts v. Chr. war das jüdische Volk unter griechisch-ägyptischer Vorherrschaft. Unter den Persern war ein fremder Gouverneur eingesetzt, aber nicht unter den Ptolemäern. Stattdessen diente ein Hoher Priester aus Israel sowohl als politisches Oberhaupt, als auch als religiöser Repräsentant.
Mit einem stärkeren Maß an Selbstregierung, kam auch der Druck, sich an griechische Gewohnheiten anzupassen. Dies erzeugte Splittergruppen in Judäa; manche waren eher griechisch-syrisch gesinnt, andere griechisch-ägyptisch. Häufig gab es Kriege und schließlich eroberten die Syrer das jüdische Land. Die Seleukiden waren noch engagierter, dem Volk die griechische Kultur und Gebräuche einzuschärfen als die Ägypter. Um sich anzupassen, nahmen Juden griechische Namen an, trugen Kleidung im Stil der Griechen und nahmen griechische Gewohnheiten an.
Antiochus IV war ein syrischer Herrscher. Er nannte sich selbst „Epiphanes“ (sichtbarer Gott). Die nun korrupte Position des Hohen Priesters wurde von einem hellenistischen Juden, Jason, der früher Josua hieß, eingenommen. Jason wurde als „gemäßigter“ Hellenist angesehen und so wurde er durch den noch hellenistischeren Menelaus (früher Menachem) ersetzt.
Die Perser wollten nur Tribute vom jüdischen Volk. Die griechischen Nachfolger Alexanders, besonders Antiochus IV, glaubten an eine Überlegenheit der „griechischen Lebensgewohnheiten“ und wollten viel mehr. Hellenisten förderten intellektuelle Bestrebungen und eine vornehme, hoch zivilisierte Gesellschaft, waren aber in Götzendienst involviert und verherrlichten die menschliche Weisheit.
Die Hellenisten hatten nichts als Verachtung für die jüdische Religion und die Gewohnheiten übrig und nahmen sich vor, die Menschen in Judäa zu „zivilisieren“, indem sie sie in griechische Formen pressten. Nur die, die den „alten Gebräuchen“ abschworen, und die neuen annahmen, die Anbetung von griechischen Göttern mit inbegriffen, hatten Platz in der idealisierten griechischen Gesellschaft. „Wer sich weigert, wird getötet“, wurde verfügt. Und viele wurden getötet. Ablehnung des Hellenismus erboste den syrischen König und so lesen wir im 1. Makkabäer über die Verfolgung die sich daraus ergab:
„Alle Buchrollen des Gesetzes, die man fand, wurden (von den Hellenisten) zerrissen und verbrannt. Wer im Besitz einer Bundesrolle angetroffen wurde oder zum Gesetz hielt, wurde aufgrund der königlichen Anordnung zum Tod verurteilt. Sie ließen Israel ihre Macht fühlen und gingen mit Gewalt gegen alle vor, die sie Monat für Monat in den Städten aufspürten. Am fünfundzwanzigsten des Monats (Kislew) brachten sie auf dem Altar, den sie über dem Brandopferaltar errichtet hatten, ein Opfer dar. Frauen, die ihre Kinder hatten beschneiden lassen, wurden auf Befehl (des Königs) hingerichtet; dabei hängte man die Säuglinge an den Hals ihrer Mütter. Auch ihre Familien brachte man um samt denen, die die Beschneidung vorgenommen hatten.“ 1. Makkabäer 1:57-61
Der heilige Tempel wurde entweiht. Der goldene Altar, die Leuchter und all die goldenen und silbernen Geräte wurden geplündert und entweiht. Und um seine äußerste Verachtung für Judaismus zu zeigen, opferte Antiochus eine Sau auf dem Altar, um dem griechischen Gott Zeus zu huldigen.
Man sagt, dass während dieser dunklen Zeit der Zerstörung, Mattathias, ein älterer Priester aus Modin, einem syrischen Soldaten trotzte, der ihm befahl sich vor einer Götze niederzuknien. Stattdessen erschlug er den Soldaten und floh aus der Stadt in die Hügel von Judäa. Mit seinen fünf Söhnen und mit ein paar anderen treuen Juden, formte Mattathias eine Guerilla-Truppe. Sie waren dem Gott Israels treu und würden griechischen Götzendienst nicht dulden und lehnten in eifriger Missbilligung die griechische Kultur ab. Sie wurden Hasmonäer genannt, obwohl niemand sagen kann, wie das zustande kam. Im Gegensatz zu anderen jüdischen Widerstandskämpfern glaubten sie, dass es aus Gründen der Selbstverteidigung zulässig wäre, am Sabbat zu kämpfen. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten die Griechen die Oberhand behalten, indem sie ihre Angriffe an einem Sabbat ausführten.
Diese Guerilla-Truppe war heldenhaft erfolgreich in ihren Gefechten mit den syrischen Soldaten. Die Anzahl und Kampffähigkeit der Rebellen wuchs und fügte den syrischen Streitkräften mit ihrer „Überfall“-Taktik großen Schaden zu. Den zusätzlichen biblischen Schriften zufolge starb Mattathias innerhalb eines Jahres nach ihrer Entstehung und sein Sohn Juda übernahm das Kommando. Er wurde „Makkabäer“ genannt, was „Hammer“ bedeutet, da von ihm gesagt wurde, dass er Gottes Hammer sei, um die Syrer zu zerschlagen.
Geschichte und Legende scheinen verflochten zu sein, aber so gut man es zusammenstellen kann, lässt sich feststellen, dass es drei Jahre voller Kämpfe, Überraschungsangriffe, nächtlicher Angriffe und Überfälle durch diese taffen jüdischen Kämpfer waren.
Antiochus sandte seinen fähigsten General, Lysias, um die Hasmonäer zu zerschlagen. Von ihrem Berglager schaute eine kriegsmüde Truppe von 3000 jüdischen Kämpfern zu, wie 47000 syrische Soldaten die Ebene überquerten um gegen sie in den Kampf zu ziehen. Wie die Geschichte sagt, bezwang die treue Truppe an Makkabäern, mit Gott auf ihrer Seite, die Syrier bei Emmaus. Juda Makkabäer marschierte in Jerusalem ein und machte sich daran, den Tempel zu reinigen. Götzen wurden umgeworfen und der Altar, der durch die Opfer von Schweinen entweiht war, wurde abgebrochen und ein neuer gebaut. Neue heilige Gefäße wurden angefertigt. Es wurde ein Datum für die Wiedereinweihung des Tempels gesetzt, der 25. Kislew, der gleiche Tag, an dem, drei Tage zuvor Antiochus seine Verfügung erlassen hatte.
Die Tradition besagt, dass als Juda 165 v. Chr. Gebete zur Einweihung des Tempels sprach, nur ein Gefäß mit geweihtem Öl gefunden wurde – nur für einen Tag ausreichend. Durch ein Wunder brannte es aber acht Tage lang. Das ist, woran gedacht wird, wenn die Kerzen acht Tage lang angezündet werden.
Wie hat sich die Chanukka-Feier doch über die Jahre geändert! In einem Artikel von 1985 „Warum können wir keinen Christbaum haben?“ reflektiert Rabbi Harold Schulweis von Temple Valley Beth Shalom:
„Elternfiguren verkleiden sich als Onkel Mordechai, maskieren sich mit chassidischen Bärten, ziehen sich einen blauen Anzug an und tragen einen Sack voller Spielsachen, die in Menora-verziertem Papier eingewickelt sind. Sie legen diese unter den Chanukka-Busch der mit blauen und weißen (authentische jüdische Farben) Blink-Lichtern erleuchtet ist und rufen fröhlich „Ho ho ho, fröhliches Chanukka!“ Weihnachten dauert nur eine Nacht; Chanukka dauert acht. So wird das Kind jede Nacht mit Geschenken überhäuft. Mit dem Verhältnis acht zu eins, ist die Treue des jüdischen Kindes zu Chanukka gewährleistet.“2
Herman Wouk, der jüdische Existentialist, sagt:
„Es wäre schön zu glauben, dass die stechende Relevanz Chanukkas für das jüdische Leben in Amerika das Anschwellen an Interesse an diesem Feiertag veranlasst hat, aber es ist ein anderer, ganz offensichtlicher Grund: Ganz zufällig fällt diese nebensächliche, hebräische Feier im Kalenderjahr auf ein Datum nahe des großen Feiertages des christlichen Glaubens. Dieser Zufall hat nichts anderes als ein neues Chanukka bewirkt…“3
Die Chanukka-Feierlichkeiten, werden nicht, so wie das Passa oder Rosch Haschana, von den hebräischen Schriften vorgeschrieben. Trotzdem, es lohnt sich, es zu feiern, und zwar nicht nur um die jüdischen Kinder zu beschwichtigen, die sich benachteiligt fühlen, weil der Weihnachtsmann nichts in jüdische Häuser bringt. Chanukka ist es wert gefeiert zu werden, weil es uns über den Gott Israels belehrt, den Gott des Friedens und der Macht.
Herman Wouk reflektiert mehr über Chanukka in „Das ist mein Gott: Glaube und Leben der Juden“ (frei aus dem englischen übersetzt):
„Unsere gesamte Geschichte ist eine faszinierende Legende über eine Tagesration Öl, die acht Tage hielt; über einen brennenden Busch, der nicht verbrannte; ein nationales Leben, das nach der Logik an Geschehnissen ins Flackern und schon lange ausgegangen sein müsste, aber trotzdem noch brennt.“
Man könnte über diese Verwendung des Begriffes „Legende“ streiten. Trotzdem, Wouk hat das Wunder unseres Volkes und unseres Gottes angesprochen. Es ist schade, dass er von dieser fantastischen Betrachtung ablenkt indem, er hinzufügt:
„Das ist die Geschichte, die wir unseren Kindern in langen Dezembernächten erzählen, wenn wir die kleinen Kerzen anzünden, während das christliche Fest um uns herum lodert mit seinen mit Juwelen bestückten Bäumen und der vertrauten Musik.
Die beiden Feste haben tatsächlich einen reellen gemeinsamen Punkt. Hätte Antiochus darin gesiegt und den Judaismus anderthalb Jahrhunderte vor der Geburt Jesus ausgelöscht, gäbe es auch kein Weihnachten. Das Fest der Geburt Jesu beruht auf dem Sieg von Chanukka.“4
Die Geburt Jesu (Jeschua) hängt nicht von Chanukka ab. Es ist bei weitem nicht so zerbrechlich. Es beruht auf der Wahrhaftigkeit und Richtigkeit der jüdischen Schriften.
Aber es gibt eine Verbindung zwischen Chanukka und Weihnachten. Weihnachten wird oft „das Fest der Lichter“ genannt. Diese Erklärung von Josephus besagt, dass das Recht Gott zu dienen unerwartet zu seinem Volk kam, wie ein plötzliches Licht.
Weihnachten ist auch eine Feier über ein „plötzliches Licht“. Die Geschichte über die Geburt Jesu bezieht diese Darstellung mit ein:
„Jesus wurde in Betlehem in Judäa geboren, zur Zeit, als König Herodes das Land regierte. Bald nach seiner Geburt kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: ‚Wo finden wir den neugeborenen König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um uns vor ihm niederzuwerfen.’“ (Matthäus 2,1-2)
Die Ankunft der Sterndeuter in Jerusalem muss Herodes, den römischen Herrscher Judäas, beeindruckt haben, da er ihnen Audienz gewährte. Und sie fragten ihn nach dem König der Juden.
Herodes’ erste Antwort war eine aus Unbehagen heraus. Schließlich war der König der Juden, den die Sterndeuter suchten, eine Gefahr für seine römischen Verbündeten, die es ihm ermöglichten, über das jüdische Volk zu herrschen. Die Juden mögen zwar 165 v. Chr. den Tempel wieder eingeweiht haben, aber sie wurden immer noch von fremder Herrschaft unterdrückt und regiert. Trotzdem, Herodes hatte wohl genug religiöses Wissen über sein Volk, das er regierte, dass er seine Hohepriester und Schriftgelehrten Jerusalems zusammenrief. Er fragte sie, wo der prophezeite „König“ geboren werden sollte. Diese gelehrten religiösen Führer machten Herodes auf den Propheten Micha aufmerksam, der fast 800 Jahre zuvor gesagt hatte:
„Doch dir, Betlehem im Gebiet der Sippe Efrat, lässt der Herr sagen: ‚So klein du bist unter den Städten in Juda, aus dir wird der künftige Herrscher über mein Volk Israel kommen. Sein Ursprung liegt in ferner Vergangenheit, in den Tagen der Urzeit.’“ (Micha 5,1)
Herodes gab diese Information an die Sterndeuter weiter und bat sie zurückzukommen, wenn sie das Kind gefunden hätten. (Später erfahren wir, dass die Sterndeuter von Gott gewarnt wurden, Herodes nichts über Jesus zu erzählen. Herodes’ mörderische Antwort wird in Matthäus 2,16-18 beschrieben). Sobald die Sterndeuter sich nach Bethlehem wandten, erschien der Stern, der zwischenzeitlich verschwunden war, wieder und führte sie zum Haus in Bethlehem wo sie das Baby Y’shua fanden.
Gewissermaßen sind Herman Wouks eigennützige Ausführungen über die Geburt Jesu, die auf dem Chanukka-Sieg beruht, ein trauriges Beispiel der Unsicherheit vieler Juden, die Chanukka aufwerten, müssen um ihre Nerven zu schützen, die durch die Dezember-Festlichkeiten aufgerieben werden.
Ironischerweise, gibt die Weihnachtsgeschichte über die Geburt Jeschua Chanukka, dem „Fest der Lichter“ eine tiefere Bedeutung. Es war beim „Fest der Weihe“, als ganz Jerusalem mit Chanukka-Kerzen erleuchtet war, als Jeschua im Tempelhof sagte:
„Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln, sondern hat das Licht und mit ihm das Leben“ (Johannes 8,12)
Die Dochte im Öl der Chanukka-Leuchter waren kaum noch am Brennen als das Licht der Welt, Jeschua, auftauchte:
„Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie, und sie fürchteten sich sehr. Aber der Engel sagte zu ihnen: Habt keine Angst! Ich habe eine große Freudenbotschaft für euch und für das ganze Volk. Heute ist euch der Retter geboren worden, in der Stadt Davids: Christus, der Herr!“ (Lukas 2,9-10)
Kann es sein, dass Rabbi Nachman gar nicht so innovativ war, als er sagte, dass das Ziel von Chanukka der ist, den Messias willkommen zu heißen?