Jüdisch und für Jesus unter den Ultra - Orthodoxen

Die Eltern von Josh Leon waren nicht von Anfang an orthodoxe Juden. Wie viele jüdische Baby Boomer in den 70’er Jahren waren sie Anti-Establishment-orientierte (i.e. anti-status quo) Wahrheitssucher auf der Suche nach neuen spirituellen Erlebnissen. Die Leons kamen in Berkeley, Kalifornien, an, wo sie mit New Age und Kabbalah experimentierten. Sie besuchten sogar einen Juden für Jesus Bibelkurs. Schliesslich entdeckten sie Chabad von Berkeley, geleitet von Rabbi Yehuda Ferris, und stürzten sich begeistert in die Ultra-Orthodoxie. Später zogen sie in den Bezirk Fairfax, Mittelpunkt der ultra-orthodoxen Gesellschaft in Los Angeles.

Josh besuchte eine orthodoxe Tagesschule, sowie “schul” jeden Freitag und Samstag mit der Familie. Sie hielten die “glatt-koscher” und “halav-Yisrael”* religiösen dietätischen Gesetzte. Obwohl sie zu Hause englisch sprachen, verständigten sie sich in der Schule, auf dem Markt, und in “schul” auf jiddisch.

Die orthodoxe Lebensweise

Mit dreizehn Jahren feierte Josh seinen Bar Mitzvah in der Gemeinde Kehillat Yitzchok. In der Yeshiva High School bestand die Hälfte seiner Studien aus Talmud und Chumasch (Torah) mit dem Kommentar des mittelalterlichen Rabbis Rashi. Die orthodoxe Lebensweise war voraussagbar, strukturiert, und diszipliniert. Sie vertrieb die Ambiguität des Stadtlebens für Josh, sodass er wusste, was von ihm erwartet wurde.

Die orthodoxe Lebensweise war voraussagbar, strukturiert, und diszipliniert.

Nach seinem High School Abschluss 1996 schickten ihn seine Eltern nach Jerusalem, zu einem achtzehn-monatelangen Studium an einer Yeshiva. Bei seiner Rückkehr nach Los Angeles im März 1998 fühlte Josh sich richtungslos. Nach dem intensiven Studium im Yeshiva-Milieu fand er sich plötzlich dekompressiert. Er hatte keinen Job, kein Universitäts-Diplom, und keine Orientierung im Leben. Er betrat eine Welt voller Ambiguität, ohne Grenzen oder soziale Regeln. Er war jetzt frei, aus dem Haus seiner Eltern, aber fühlte sich total verloren in Los Angeles und unmotiviert, einen Job zu finden. Dann machte ihn ein Freund mit Drogen bekannt. Irgendetwas an dieser dunklen Welt der Drogen und Drogenpartys war ihm attraktiv. Er fing mit Marijuana an, ihm gefiel der Effekt, und er progressierte zu Cokain und Meth. Diese Drogen motivierten ihn zu arbeiten und stärkten seine Kreativität und seine Selbstsicherheit.

Die Drogen- und Partywelt von Los Angeles verschlang ihn. Nie zuvor hatte er die Erregung und Ekstase dieses Milieus erlebt. Doch bald entdeckte er, dass er der darauffolgenden Tiefenspirale nicht entgehen konnte. Er versuchte, einen Fuss in der orthodoxen Gemeinde, in der er aufgewachsen war, zu halten, aber nachts floh er wieder in das Dunkel des West Hollywood Lebensstils.

Josh’s Abstieg

Orthodoxe Freunde seiner Familie sahen seinen Abstieg und machten sich Sorgen um ihn. Ein Freund der Familie besorgte ihm eine Stelle als Verkaeufer bei Pacific Spice, einem Grosshandelsbetrieb. Von 7:30 morgens bis 4:30 nachmittags sass Josh an einem Schreibtisch in einem riesigen Lagerhaus im Stadtzentrum und telefonierte mit bestehenden und potentiellen Kunden. Abends nahm er den Bus zurück in seine winzige West Hollywood Wohnung.

Nach drei Wochen begann die Eintönigkeit auf ihm zu lasten, und er wurde wieder in die Drogenszene zurückgezogen. Während dieser dritten Woche sprach Josh am Telefon mit einem faszinierenden Kunden namens Jay, Mitglied einer marginalen christlichen Sekte. Die Mitglieder dieser Sekte lebten zusammen in ihrer eigenen Gemeinschaft, trugen Uniformen, hielten streng geregelte Disziplin, und nannten sich “Die Armee, die kein Blut vergiesst”. Josh war fasziniert von ihrer Selbstdisziplin und ihrem ernsthaften Glauben – Attribute, die ihn an seine eigene Erziehung erinnerten.

Jay fragte ihn: “Josh, was denkst du über Jesus?”
Josh war auf diese Frage nicht vorbereitet. Er arbeitete fuer einen orthodox-jüdischen Arbeitgeber und hatte gerade erst diese Stelle angetreten. Er hatte keine Idee ob sein Arbeitgeber seine Telefongespräch überwachte. Josh sagte Jay, dass er ein orthodoxer Jude sei, und dass Juden nicht an Jesus glauben. Aber im Innersten wollte Josh doch mehr über Jesus wissen; er gab Jay seine Telefonnummer und sagte ihm, er solle ihn am Sonntag anrufen.

“Josh, was denkst du über Jesus?”

Am folgenden Sonntag rief Jay an. Sie diskutierten, debattierten, und argumentierten ob Jesus der Messias sein könnte. Während Jay kein hebräisch oder aramäisch konnte, und daher nicht den Talmud zitieren konnte, war er geläufig in der hebräischen Bibel. Josh fand sich ausmanövriert von diesem Mitglied der Armee, die kein Blut vergiesst. Die Debatten dauerten noch acht Wochen lang, bevor Josh Jay bat, nicht mehr anzurufen.

Nach Jesus googeln

Am Arbeitsplatz fuhr Josh fort, mit Kunden zu telefonieren, aber seine Gedanken schweiften oft zurück zu Jay. In der Mittagspause begann er, nach Juden, die an Jesus glauben, zu googeln, und fand die Juden für Jesus Webseite. Er entdeckte einen Link mit dem Titel “Antworten”, der ihn zu einer Seite weiterführte, die Fragen über Jesus beantwortete. Josh war nervös. War sein Computer überwacht? Konnte jemand sehen, wonach er in dieser Webseite forschte?

Josh füllte vorsichtig ein Gästebuchformular aus und wurde mit einem Mitarbeiter verbunden, Chad. Chad war viel zwangloser und ruhiger als Jay, nicht so drängend, und konnte Josh’s Fragen gründlich und in Einzelheit aus den hebräischen Schriften beantworten. Josh fing an sich zu fragen, ob die Rabbis sich irrten, was Jesus betrifft.

Er geriet mit sich selbst in Konflikt über den Glauben an Jesus. Aber er glaubte, dass nur Gott ihn vom Leben der Drogensüchtigkeit befreien konnte, und wenn Jesus der versprochene Messias war, dann war der Glaube an ihn eine Antwort. Josh beschloss, diese Richtung einzuschlagen.

Chad hatte ihn mit einer Gemeindschaft Messianischer Juden bekannt gemacht. Zwei von ihnen, Mike und Nikki, luden Josh nach Malibu Beach ein, um seinen Entschluss zu bestätigen.
Orthodoxe Juden, Männer sowie Frauen, praktizieren die Mikveh, rituelle Reinigung. Aus dieser Tradition kam die Taufe. Es war ein klarer Nachmittag, September 8, 2007. Ein leichter, kühler Wind wehte vom Ozean herüber. Da, auf dem kühlen Sand, luden Nikki und Mike Josh ein, mit ihnen zum Gott Abrahams zu beten und Yeshua (Jesus) als seinen Messias und Sündenträger zu empfangen. Josh tat es und wurde im Pazifik getauft.

Jetzt stand Josh vor dem Herrn, dem König der Könige…

Josh fühlte die warmen Sonnenstrahlen auf seinen Schultern, und die dunkle Last seines Lebens glitt von ihm ab. Er erinnerte sich, dass es der letzte Schabbat vor Rosch Haschanah war. In Synagogen in der ganzen Welt, in genau diesem Moment, lasen Juden die Torahverse Nitzavim: “Ihr steht heute alle vor dem Herrn, eurem Gott … dass du tretest in den Bund des Herrn, deines Gottes, und in den Eid, den der Herr heute mit dir macht.” (5. Mose 29: 9,11)
Jetzt stand Josh vor dem Herrn, dem König der Könige, und war in den neuen Bund mit ihm eingetreten.

Ich arbeite für Juden für Jesus, und Chad hatte mich mit Josh bekannt gemacht. osh rief mich an und sagte mir, was er getan hatte, und ich fing an, mich regelmässig mit ihm zu treffen. Sein Verlangen nach Drogen war verschwunden. Wir trafen uns in der Nähe seiner Arbeitsstelle in Ost Los Angeles, aber Josh versuchte, seinen Entschluss sowie seine neue Glaubensgemeinschaft geheimzuhalten. Mit der Zeit verringerte sich seine Angst, dass sein Arbeitgeber davon erfahren würde. Einmal bat er mich, ihm eine email mit (religiöser) Information zu schicken.

Auf der Stelle ertappt

Um 10 Uhr morgens bat ihn der Vorstehender, in sein Büro zu kommen. Deutlich sichtbar auf seinem Schreibtisch war die Email von Juden für Jesus. “Josh, kannst du diese Email erklären?” fragte der Vorsteher. “Warum hast du mit Juden für J zu tun?” (Er wollte nicht den Namen Jesus aussprechen.) Eine halbe Stunde lang interrogierte er Josh in Bezug auf seine religiösen Ansichten, was ihn zu Jesus geführt hätte, und was er mit Juden für Jesus zu tun hätte. Aber der Vorgesetzte wusste, dass er Josh nicht legal entlassen, oder ihn für seine religiöse Überzeugung bestrafen konnte. So sagte er: “Josh, behalte das für dich, und wir werden einfach nicht darüber reden.”
Aber nicht lange danach erfuhren Josh’s Eltern und die orthodoxe Gemeinde von seinem Glauben. Merkwürdigerweise taten sie aber so, als ob sie nichts davon wüssten, und Josh fuhr fort, in ihrer Mitte zu verkehren. Nur ab und zu fragte ihn ein Bekannter privat nach seinem Glauben.

“Josh, behalte das für dich, und wir werden einfach nicht darüber reden.”

Josh verkehrt, und arbeitet, weiterhin inmitten der orthodoxen Gemeinde. Er nimmt regelmässig teil am Gottesdienst in einer Kirche, wo er das musikalische Worship Team am Klavier begleitet. Er feiert die jüdischen Feiertage im Kreise anderer messianischer Juden und fährt mit seinen religiäsen Studien fort. Eines seiner Lieblingsbeschäftigungen ist, die rabbinischen Texte zu durchstöbern und darin Stellen zu entdecken, die seiner Meinung nach weitere Beweise liefern, dass Jesus die messianischen Erwartungen des jüdischen Volkes erfuellt.

Fußnoten
* Fleisch wird als “glatt koscher” begutachtet, wenn ein maschgiach (ein Rabbi, der als geistlicher Überseher oder Leiter agiert) eine intensive Untersuchung eines Lebensmittelproduktes vornimmt, um zu bestätigen, dass es “koscher ist”.
Halav Yisrael wird von hassidischen Juden befolgt; ein maschgiach reist persönlich zu Molkereien und inspiziert den gesamten Molkereivorgang, vom Melken bis zum Versand, um den “koscher” Status der Milchprodukte zu versichern.